Kategorie: artist in residence

Jutta Biesemann

Im Oktober 24 durfte ich zwei Wochen im Kunsthaus Stove verbringen. Da Ida Schillen Reisepläne hatte, kam ich leider nur kurz in den Genuss dieser liebenswerten `Gastgeberin´. Ich erhielt jedoch zu Beginn direkt eine Einführung in Haus und Hof und durfte dann alleine das wunderbare Ambiente und den Garten genießen.
Die morgendlichen Rundgänge durch den tollen Garten waren eins der Highlights meiner Tage. Das Fallobst stapelte sich am Ende auf zwei Gartentischen und in einem Obstkorb. Ich genoss Unmengen herrlicher Tomaten; es gab noch Reste von Himbeeren und der Fenchel streichelte täglich meinen Magen.
Auch fotografisch habe ich mir `Haus und Hof´ angeeignet. Ich frönte meinem Lieblingsgenre `Stillleben´, indem ich sowohl das Obst als auch z.B. Nachbars Pfaffenhütchen auf den Fototisch legte, als auch im Atelier in den Schubladen der Arbeitstische wühlte und allerlei Werkzeug zu fotografischen Modellen erklärte.

Die Ruhe des Ateliers ermöglichte mir auch aus eigenem Material weitere Stillleben zu komponieren. Als Beispiele seien hier `die Moschee´ sowie `the bowl´ genannt.

Wenn es mal raus ging aus Stove, begeisterte die Landschaft mich immer wieder – und auch die wunderbaren Herden, denen man aller Orten begegnete.

Alles in allem war es eine inspirierende Auszeit, für die ich dem Verein `Meerkultur e.V.´ sehr dankbar bin.

jutta biesemann

Sabine Friebe-Minden

Die dreiwöchige Kunstresidenz im Kunsthaus Stove war für mich ein großes Geschenk. Vom ersten Tag an habe ich mich dort absolut wohl gefühlt. Das Atelier, in einem liebevoll gehegten, großen Garten gelegen, ist ein wunderbarer Ort, um konzentriert zu arbeiten. Die Gastgeberinnen sorgten für eine entspannte Atmosphäre, waren für mich immer erreichbar und haben mich so auch in meiner Arbeit sehr unterstützt. Ausflüge mit dem Fahrrad in die nähere Umgebung entlang des Ostseeradweges, zum Salzhaff, zur Insel Poel, nach Wismar und Rerik waren eine große Inspiration für meine Arbeit.

Das Gedächtnis von Landschaften – Metaphorische Kartografien

Während des Aufenthalts in Stove habe ich die Küstenlandschaft vor Ort künstlerisch erforscht. Was prägt diese Landschaft, was trägt sie in sich? Auch literarische und wissenschaftliche Quellen habe ich hinzugezogen. Meine Eindrücke verarbeitete ich in einer Serie von „Landschaftskarten“, die eine künstlerische Antwort auf die Vorgehensweise der Kartografie darstellt. Dabei arbeite ich vorwiegend zeichnerisch in Verbindung mit Malerei.
Physikalische Gesetzmäßigkeiten, biochemische Prozesse, klimatische Veränderungen und historische Ereignisse prägen die Natur und verändern sie stetig. Auch Menschen sind Teil dieses Systems und des Prozesses der ständigen Wandlung. Wir sind geprägt durch die Landschaft und formen diese wiederum. Die Verflechtung dieser vielfältigen Prozesse und das Sich-Durchdringen visualisiere ich in meinen Bildern. Naturstudien, wissenschaftliche Modelle und historisch-literarische Quellen kombiniere ich neu und lasse durch Gedankenexperimenten neue Bildwelten entstehen. Die Landschaft ist als Komposition dieser verschiedenen Phänomene zu sehen. Auf kreative und poetische Weise stelle ich die verborgenen Verbindungen dar.
Schon mehrmals habe ich an Küstenlandschaften Eindrücke gesammelt und diese künstlerisch umgesetzt. Dieses Projekt habe ich im Kunsthaus Stove weitergeführt, ergänzt und intensiviert. Zuhause, am Neckar, wirken die Wochen in Stove nach. Ich arbeite am meinem Konzept weiter und werde die entstandenen Werke in einer nächsten Ausstellung präsentieren. Aktuelle Informationen erhalten Sie unter http://www.sabine-f-minden.com

Ich danke Ida und Ihrem Team für die herrliche Zeit im Kunsthaus Stove!

Sabine Friebe-Minden
Kunst & Design
Im Gitter 12
69151 Neckargemünd

Marianne Goldbach

Erfahrungsbericht Marianne Goldbach

Die Vorfreude auf meine Residenz im Kunsthaus Stove war groß. Im Juli 2024 sollte es losgehen. Zwei Wochen leben und arbeiten vor Ort lagen vor mir. Ich freute mich darauf, mich ohne Ablenkungen und Verpflichtungen ganz auf die Kunst konzentrieren zu können.
Die Ostsee ist für mich ein Sehnsuchtsort. Als gebürtige Hamburgerin sehne ich mich oft nach dem Norden, wo ich meine Kindheit und Jugend verbracht habe. Ich lebe mittlerweile fast ein halbes Leben im Ruhrgebiet, einer dicht besiedelten Region Deutschlands, wo ich überwiegend im Bereich der Druckgrafik arbeite.
Meine Erwartungen erfüllten sich, als ich diese, mir noch nicht bekannte Ostseeregion kennerlernte und dort arbeiten durfte. Das Kunsthaus Stove, in einem riesigen Garten gelegen, ist ein wunderschöner Ort. Eine Vielfalt an Pflanzen und Blumen, Vögel und Insekten gedeihen und leben hier. Durch das Fenster des Gartenstudios, in dem ich arbeitete, blickte ich in diesen herrlichen Garten. Darüber der leuchtend blaue Himmel. Zur Ostsee waren es nur wenige Kilometer. Sowohl mit dem Fahrrad, als auch mit dem Auto fuhr ich dorthin und erkundete die Umgebung. Baumumsäumte Straßen und Alleen, Felder, saftiggrüne Wiesen und liebliche Wälder. Das Meer ist immer zum Greifen nah. Schnell war klar, dass ich überwiegend Blau-und Grüntöne für mein „Ostseepapierrelief“, mein Arbeitsvorhaben für die Zeit dort, verwenden würde.
Hierfür benutzte ich eine Leinwand (60×60) als Bildträger. Große Bögen Karton bemalte ich von beiden Seiten mit Acrylfarbe überwiegen in Blau- und Grüntönen. Aus den Kartonbögen schnitt ich hunderte von Kreisen aus. Diese faltete ich und nähte sie dicht nebeneinander auf die Leinwand. Es entstand ein Relief voller Lebendigkeit, Bewegung und differenzierter Farbgebung.
Außerdem beschäftigte ich mich in Stove mit der Cyanotopie, einem alten Lichtdruckverfahren. Ver­schiedene Pflanzen der Umgebung und aus dem Garten benutze ich hierfür. Ich experimentierte z.B. mit verschieden Belichtungszeiten und Anordnungen. Hierbei handelt es sich um Versuche, die ich in weiteren Projekten vertiefen möchte.
Während der letzten Tage verwendete ich eine kleine, mitgebrachte Druckpresse, um kleine Prägedrucke und Kaltnadelradierungen anzufertigen.
Ich denke sehr gerne an die Zeit in Stove zurück.

Vielen Dank Ida, dass ich bei euch im Verein Meerkultur e.V. sein konnte.

Marianne Goldbach

Arbeitsplatz in der Wohnung

Cyanotypien – Versuche

„Pop-up“-Druckwerkstatt

Stefanie Anrig

Mein Kunst-Stipendium an der Ostsee vom 6. September bis 4. Oktober 2023

Erster Tag. Ich habe mein Fahrrad genommen und bin an den Stovener Strand gefahren. Das Meer ist ruhig und weit. Ich freue mich sehr, dass ich nun für 4 Wochen hier sein darf.

Erste Woche: ich mache viele Experimente. So habe ich mit einer Fencheldolde auf Transparentpapier gemalt und das Papier dann auf eine Tapete aufgeklebt. Zudem habe ich gestern bei meiner allmorgentlichen Fahrradtour ans Meer, ganz reifen Hollunder gepflückt, mit Gummi arabicum und Hollunder eine Farbe gemacht und gemalt.

Vor ein paar Tagen dann, habe ich mit Holzdrucken begonnen und diese Arbeit hat mir so gut gefallen, dass ich überhaupt nicht mehr aufhören wollte. Ich bin im Holzdruck-Fieber. Das macht mich froh und ich habe überhaupt keinen Druck, was „wichtiges“ zu produzieren. Ich arbeite von Morgens bis Abends und fahre dann zum Sonnenuntergang mit dem Velo ans Meer.

Ich sitze hier im Garten und der Wind pfeifft mir durch die Haare. Die Stare versammeln sich auf dem Baum direkt hinter dem Haus. Sie wollen, bevor der Winter kommt, in den Süden fliegen. Sie zwitschern und tirilieren alle miteinander. Was für ein Durcheinander, was für ein Konzert.

Gestern habe ich mal eine Pause gemacht und war den ganzen Tag am Meer. Heute ist Halbzeit.

Diese unbeschreiblichen Sonnenuntergänge… ich sitze jeden Abend am Meer und lasse die Farben auf mich wirken. Manchesmal muss ich nach so einem Spektakel auch wenn es schon dunkel ist, nochmals in das Atelier gehen und die Farben des Himmels mischen und malen.

Noch eine Woche hier in Stove. Ich habe aufgehört an grossen Leinwänden zu arbeiten. Grosse Leinwände sind auch immer eine Herausforderung für mich. Nun möchte ich noch ein paar Tage Leichtigkeit und Spass haben. Ich erfreue ich mich an kleinen Skizzen.

In diesen 4 Wochen in Stove haben sich meine Arbeiten verändert. Es war eine sehr intensive Zeit, auch mit Zweifeln und Krisen, aber auch mit unendlichen Freuden.

Ich danke Ida und Elisa von Herzen für die wunderbare Zeit die ich in Stove erleben durfte und für ihre Grosszügigkeit und Freundlichkeit.
Stefanie Anrig

Stefanie Anrig
Im Büel 13
CH- 8627 Grüningen
+41 (0) 44 521 58 33
atelier@stefanie-anrig.ch
www.stefanie-anrig.ch

SANDRA STOPS

Gartenzauber am Salzhaff: Zwischen duftenden Fenchel und leuchtenden Sonnenblumen – meine Künstlerresidenz im Kunsthaus Stove

Ringbeete mit mannshoch gewachsenem duftendem Fenchel und das Konzert einer Kolonie Stare in den großen Weiden am Haus – das ist Stove, der Ort, an dem ich meine Künstlerresidenz verbringe. Hier herrscht ein anderer Rhythmus als im fernen und geschäftigen Berlin. In Stove ist die Geschwindigkeit langsam, die Stille angenehm und der Takt ungewohnt. Selbst das Meer ist ruhig, wie ich es noch nie erlebt habe, als wolle es sagen: „Mach langsam.“ Ich bin eingeladen, herunterzufahren und ich tue mich schwer, unerwartet schwer. Ida sagt, die Schönheit hier will erst erobert werden. Der flüchtige Blick übersieht schnell die eigenwillige Schönheit dieser Landschaft am Salzhaff.

Also übe ich mich in einer langsameren Geh-Art, in diesem wiegenden Rhythmus: ich mache Ausflüge zum Salzhaff, fahre durch kleine Ortschaften, laufe die Dorfstraßen entlang, über Feldwege und folge den sich schlängelnden Fahrradwegen. Doch vor allem sitze ich im Garten oder liege auf der Wiese. Ich höre den Staren zu, die still werden, wenn ein Greifvogel sich nähert, höre das Gurren der Tauben. Ich nasche Himbeeren und Mirabellen aus Idas Garten, beobachte die Hummeln und reibe wieder und wieder kleine Fenchelsamen zwischen den Fingerspitzen. Der Duft erdet mich.

Ich beobachte die Schatten der Pflanzen um mich herum und folge ihrem Tanz in der leichten Brise. Zunächst zeichne ich die Skulpturen im Garten – farbige Holzscheiben kunstvoll übereinandergestapelt, sehen sie aus, als wären sie in diesem Garten gewachsen sowie die sie umgebenden Pflanzen. Zwei Scheibenskulpturen habe ich direkt vor meinem Atelierfenster.

Die Schatten der Fenchelpflanze faszinieren mich. Ich schneide ein paar Stiele ab und stelle sie im Atelier in eine Wasserflasche auf meinen Schreibtisch. Ihren Schattenwurf zeichne ich erst und male ihn dann in einer anderen Farbe ein zweites Mal auf dem gleichen Bogen Papier. Der Strauß Sonnenblumen, der mich bei meiner Ankunft begrüßte, erfreute schon den Tangokurs zwei Tage zuvor. Jetzt lassen die Blumen langsam ihre Köpfe hängen, sie scheinen erschöpft vom Strahlen. „Lass sie noch ein bisschen hier“, bitte ich Ida als sie den Strauß entsorgen will. So bleiben die kleinen Sonnen mit hängenden Köpfen, wo sie sind: auf dem dunklen Holzofen, der im Winter das Atelier heizt. Hier darf alles sein: Frisches und Vergehendes.

Mich reizen die hängenden Köpfe, das langsame Vertrocknen, die abfallenden Blütenblätter. Ich zeichne weiter. An die leeren Wände des Ateliers hänge ich Zeichnungen von Wurzeln und Blätter mit Linien, die den Umrissen von Pflanzen folgen. Meine Fingerkuppen sind schwarz von der Reißkohle und wollen Farbe!

Also male ich. Die Köpfe der Sonnenblumen tunke ich in Farbe. Auch den Fenchel nutze ich, doch er zerfällt so schnell. Gelbgrün, Elfenbeinweiß und Tannengrün springen mir von meiner Farbpalette sofort ins Auge. Dazu das eindrucksvolle Blassgrün und ein helles Rosa. Ich tauche ein: in die zarten Fenchelblüten und ihre Samen und in die kraftvollen Halme und Blüten der Sonnenblumen. Rosa, Blassgrün und Lila für die Blütenblätter der Sonnenblume.

Auf dem Friedhof der Kirche in Dreveskirchen finden sich weitere Sonnenblumen, höher gewachsen als ich, mit vielen Blättern und großen schweren Blüten. Die Ringbeete mit Fenchel im Garten des Kunsthauses sind ein duftendes Dickicht. Ich stelle mir vor, wie ich mich als kleines Kind hier verstecken würde. Es ist friedlich hier im erdig duftenden Fencheldickicht.

Am Nachmittag eine Tasse Tee im Garten an einem der klappbaren Holztische, mit denen ich durch den Garten ziehe. Mein Blick wandert. Hier nehme ich mir Zeit zum stillen Schauen. Hier lasse ich mich ein und werde leiser.

Es zieht mich ins Atelier zurück. Eine große Tischplatte am dreiteiligen Fenster, zwei Staffeleien mit einer großen MDF-Platte hinter mir. An der Wand dahinter hängen aufgereiht meine Blätter: Skizzen, Studien und Spielereien. Tag für Tag wächst die Anzahl der Blätter – es ist meine persönliche Galerie, ein sichtbares Zeichen meines Prozesses, meines Suchens nach meiner Bildsprache hier am Salzhaff.

Nach und nach erweitere ich meinen Radius, laufe am Salzhaff entlang, lasse mich abends von Mücken zerstechen und wate durch das knietiefe Wasser der Ostsee. Die Temperaturen von Meer und Luft sind angenehm. Steine in allen Größen, Kormorane, Möwen und Schwäne, am Horizont zwei Segelboote und ein rosafarbener Abendhimmel. Auf dem Rückweg geht es an einem Sonnenblumenfeld vorbei, die Blüten sind schon ganz schwer und haben ihre Blütenblätter abgelegt. Sie sind reif für die Ernte. Der Saft der fleischigen Sukkulentenblätter lindert das Jucken meiner Mückenstiche.

Im Atelier male ich weiter an den Pflanzen. Ich finde heraus, dass van Gogh Teddybären-Sonnenblumen malte und dass es rosafarbene und weißblühende Sorten gibt. „Alles darf, nichts muss“, kommt mir in den Sinn und ich genieße die konzentrierten Stunden im Atelier. Ich erlaube mir, akribisch Formen mit zarten Strichen meiner Aquarellstifte auszumalen. Jetzt habe ich Blütenblätter in Hellrosa, Dunkelrosa, Hellblau, Blassgrün, hellem Umbra, Ocker und sogar zartem Lila.

Einiges wird später übermalt oder verwischt. Es ist ein Kommen und Gehen wie am Meeresstrand: das Wasser kommt, das Wasser geht. Einige Wege führen in Sackgassen, bei anderen hilft Abstand, wieder anderen muss ich einfach noch ein bisschen länger folgen. Hier im Kunsthaus Stove kann ich das tun. Hier bin ich ungestört, ohne Verpflichtungen. An manchen Tagen gelingt es mir schneller und leichter, an andern schießt mein innerer Kritiker quer: „Das ist doch langweilig!“.

Doch „langweilig“ ist gut!

Eine „lange Weile“ haben, um an etwas zu arbeiten. Eine lange Weile haben, um etwas scheinbar Unspektakuläres zu betrachten. Eine lange Weile haben, um etwas hin und her zu bewegen – das ist das Besondere hier!

Was an Arbeiten entsteht, ist zweitrangig. Mit der langen Weile kommen Ideen auf, die es sonst im Krach und im schnellen Rhythmus der Großstadt, in der ich lebe und arbeite, nicht geschafft hätten, an die Oberfläche zu kommen. Es sind Ideen, die leiser sind. Ideen, die mehr mit meinem Inneren zu tun haben. Es sind Wegweiser in neue, ungeahnte Richtungen.

Jetzt bin ich durchlässig, aufmerksamer, stiller. Angekommen.

Das ist schön.

Und traurig.

Mein letzter Tag im lehmverputzen Atelier, umringt vom künstlerischen Suchen und Finden der vergangenen Tage. Morgen ruft mein Alltag wieder mit lautem Straßenverkehr, mit lärmenden Menschenmassen, mit wichtigen Ausstellungseröffnungen und notwendigen Arbeiten an einem Ausstellungskatalog. Ich seufze. Stehe auf und gehe zu den drei Ringbeeten voller Fenchel – die Nase füllen mit dem erdigen Duft, den sanften Wind spüren, weitere Mückenstiche einfangen und den Staren zuhören….

www.sandrastops.de

Sigrid Braun-Umbach

Zwei Frühlingswochen im Kunsthaus Stove…
Zwei Wochen ungestörte konzentrierte Arbeitsmöglichkeit im Atelier Thought Raven
Was für ein Geschenk!

 

Mein Projekt, mit dem ich mich 2020 beworben hatte:
Ein KUNSTBUCH! Eine Art Tagebuch in Bildern, Zeichnungen, Fotografien und kleinen Texten.

Die ursprüngliche Idee eines chronologischen Vorgehens scheitert schon im Ansatz –es gelingt mir nicht, mit den Bildern des Tages am Abend abzuschließen und mir zu sagen: Morgen ist ein neuer Tag… Es gibt immer wieder Ergänzungen, auch Rückschritte und Rückblicke.

Ich gleite ganz tief hinein in die mich umgebende Landschaft, werde wieder zum Kind und träume mich zurück in die Erlebnisse meiner Kinderferien hier in Mecklenburg. Mache mich auf den Weg zum Goldtöpfchen am Fuße des Regenbogens. Fahre mit auf dem Leiterwagen, gezogen vom braunen Pferd Liese, die Feldwege zwischen den Raps- und Roggenfeldern entlang. Helfe der Tante beim Weidenrutenschneiden. Lege Kartoffeln in die Ackerfurchen. Zu den Sonntagsbesuchen bei Freunden in den Nachbardörfern geht es auch auf dem Leiterwagen durch die damals schon uralten Alleen mit den riesigen Bäumen.

Heute: Ich rieche wieder Kuhstall und Holzfeuer, wage mich in wilde dunkle Wälder, wo zwischen dem wuchernden Grün weiße Birkenstämme leuchten und fühle mein inneres Kind. So klein, dass mir die Reetgräsersäume des Salzhaffs unendlich weit erscheinen. Winzig ganz tief im Wald oder am versteckten Nachtigallenweiher. Ganz allein unter dem unfassbar riesigen Himmel.

Diese Sujets finden sich in den Bildern, die hier im Atelier entstehen. Impressionen – keinesfalls konkrete Abbilder, experimentell, z.T. sogar fast illustrativ, immer das „Zuviel“ vermeidend.

So entsteht das Buch erst im Nachhinein: ein Konglomerat aus Arbeiten in unterschiedlichen Techniken, ergänzt durch ein paar kurze Kommentare – für mich eine wichtige Lebenserinnerung und eine wesentliche künstlerische Erfahrung.

Danke an Ida und Elisa vom Verein Meerkultur, die mir diese Chance gaben.

https://sigrid-braun-umbach.net